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Gefahr der Ölsuche im Golf von Lion gebannt

Rückschlag für die Ölindustrie, sieg für OceanCare: Vier Anträge auf Bewilligungen zur Öl- und Gassuche im Mittelmeer vor Spanien wurden zu den Akten gelegt. OceanCare begrüßt diese Entscheidung der spanischen Regierung. Gleichzeitig erinnert die Meeresschutzorganisation aber daran, dass das Klimaschutz- und Energiewende-Gesetz, das aktuell im spanischen Parlament behandelt wird, explizit sämtliche Bewilligungsverfahren für die Exploration von Öl- und Gasvorkommen ad acta legt.

Die internationale Meeresschutzorganisation OceanCare begrüßt das definitive Ende der Anträge der niederländischen Ölfirma „Vitol E&P BV“ auf Öl- und Gassuche in den Konzessionsgebieten Nordeste 4, 5, 6 und 7 im Golf von Lion vor der Küste Kataloniens (siehe Karte). Diese Entscheidung wurde gestern im spanischen Amtsblatt publiziert.

Dies waren die letzten vier noch offenen Verfahren – mit ihrem Ende ist der Golf von Lion nun völlig von den Gefahren durch die Ölsuche befreit. Die anderen acht „Nordeste“-Projekte wurden bereits 2018 bzw. 2019 schubladisiert. Antragsteller war hier Capricorn Spain Limited, die spanische Tochterfirma des schottischen Ölkonzerns Cairn Energy. Weitere Projekte zur seismischen Ölsuche in diesem Teil des Mittelmeers konnten schon in den Jahren davor durch zivilgesellschaftlichen Druck und den Widerstand der Lokalregierungen verhindert werden.

Bei der Suche nach Öl- und Gaslagerstätten im Meeresgrund werden Schallkanonen eingesetzt, die wochen- oder sogar monatelang alle 10 bis 15 Sekunden Explosionsschall mit unvorstellbaren 260dB ausstoßen – mit entsprechend gravierenden Auswirkungen für das Leben im Meer.

All diese Projekte zur Exploration oder Erschließung von Öl- und Gasreservoirs überschnitten sich mit dem Walmigrationskorridor, einem Gebiet von besonderem ökologischem Wert, der im Juni 2018 zum Meeresschutzgebiet erklärt wurde. Im Dezember 2019 wurde das Gebiet außerdem in die Liste der Besonderen Schutzgebiete von mediterraner Bedeutung (SPAMI) durch die Barcelona-Konvention aufgenommen. Dafür hatte sich OceanCare jahrelang eingesetzt. Der französische Teil des Golfs von Lion war bereits seit Dezember 2017 vor der Gefahr durch die Ölindustrie sicher, als die französische Nationalversammlung ein Gesetz der Macron-Regierung billigte, mit dem Frankreich als erstes Land die Förderung von Öl und Gas im Meer ausschloss.

Das definitive Ende der Nordeste-Projekte ist eine der Maßnahmen, die OceanCare wiederholt von der spanischen Regierung gefordert hat. Allerdings behandelt das Ministerium für den ökologischen Wandel und die demographische Herausforderung weiterhin etliche Anträge auf Öl- und Gasexploration, darunter auch einige im Mittelmeer vor der Küste von Tarragona, in der Nähe des Ebro-Deltas, wo der Ölkonzern Repsol auch die Ölbohrplattform „Casablanca“ betreibt.

„Wenn wir der Klimakatastrophe tatsächlich wirksam und entschieden entgegenwirken wollen, ist es widersinnig, weiter nach Öl zu suchen und zu bohren“, betont Carlos Bravo, Sprecher von OceanCare in Spanien.

OceanCare fordert daher von der spanischen Regierung und den Parteien, dass das derzeit im Parlament behandelte Klimagesetz explizit sämtliche Projekte und Anträge für die Ölsuche und -förderung ad acta legt. Nach dem derzeitigen Entwurf würden jene, die mit aktuell gültigen Explorationsbewilligungen eine Lagerstätte finden, noch eine 30-jährige Förderkonzession erhalten.

„Das Ende aller Projekte zur Öl- und Gasexploration würde auch die paradoxe Situation lösen, über das Jahr 2050 hinaus Ölförderung zuzulassen, obwohl Spanien bis zu diesem Zeitpunkt bereits eine ‚dekarbonisierte‘ Wirtschaft erreicht haben will“, erläutert Bravo.

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